Bundesliga: Wirtschaftsunternehmen mit anderen Regeln

Fußball ist weit mehr als Sport, die Vereine bilanzieren wie Kegelclubs und verhalten sich wie Wirtschaftsunternehmen. Besonders hervorstechend ist dabei der FC-Bayern, der zudem mit seinem kleinen Fernsehsender die Öffentliche Wirkung nach eigenen Ansichten formt. Die Aktionen der Wirtschaftsunternehmen haben weitreichende Folgen. Längst geht es nicht mehr darum, ob die Mannschaft gewinnt und ein Spiel übersteht. Es geht um Zahlen, um die Bilanz. Doch viele Vereine sind bis heute aus den Kegelclub-Zeiten nicht herausgekommen und verschleiern ihre Vermögenswerte, manipulieren mit eigenen Medien und tricksen, wo sie können. Dabei haben Fans, Mitarbeiter, Anleger und Kreditgeber eigentlich ein berechtigtes Interesse auf Offenlegung und Transparenz.

Viele Vereine in der Bundesliga spekulieren auf den sportlichen Erfolg und nehmen dafür hohe finanzielle Risiken in Kauf. Neben unzähligen Verbindlichkeiten entdecken wir immer wieder komplexe Konzernstrukturen, die undurchsichtig sind und kaum Auskunft über die Finanzstruktur zulassen. Das, was bei normalen Unternehmen bemängelt, ja sogar strafbar wäre, ist für Fußballvereine eine ganz legitime und sogar legale Sache. Möglich macht das ein Gerichtsurteil aus den frühen 80er Jahren.

Gerichtsurteil erlaubt Vereine Intransparenz

Dieses Urteil aus den 1980er Jahren, worauf sich die DFL immer wieder beruft, gibt den Vereinen ein breites Feld an Möglichkeiten. Dem Ligaverband soll gerade mit diesem Urteil ein genauer Einblick in die finanzielle Situation und die Vermögenslage der Vereine verboten werden. Ein Urteil, das heute mit Sicherheit kein Gericht mehr so fällen würde. Dennoch hat es weiterhin bestand.

Aufregung gab es schon damals um Borussia Dortmund, in der Spielzeit 2004/2005. Der Verein war, so nahm man an, überschuldet und nicht mehr in der Lage, seinen finanziellen Verpflichtungen nachzukommen. Der DFL überlegte, nach diversen Unstimmigkeiten, den Verein absteigen zu lassen. Aus diesem Verhängnis heraus, entstand das Nachlizenzverfahren, bei dem die DFL versucht, die finanziellen Rahmenbedingungen besser zur prüfen. 2010 musste sich zum Beispiel Schalke 04 einem solchen Verfahren unterwerfen. Erst, als der Verein seine Stadionanteile verkauft hatte, die finanzielle Probleme um 20 Millionen Euro lindern konnte, konnte er weiter an der Spielzeit teilnehmen.

Zugleich steigen die Verdienste der Fußballer seit Jahren an. Auch in Deutschland. Die Gehälter der Spieler in der Bundesliga liegen im Schnitt bei 1,4 Millionen Euro pro Jahr und pro Spieler. Während es beim SC Freiburg gerade einmal 490.000 Euro sind, liegt das Durchschnittsgehalt beim FC-Bayern bei 5,68 Millionen Euro. Beim Schnitt aller Vereine kommen wir so auf die 1,4 Millionen als Durchschnittswert. Diese Gehälter können nur gezahlt werden, wenn genügend in der Kasse ist und es gab immer wieder Fälle, wo genau dieser Punkt angezweifelt werden musste. Im Laufe der Jahre wurden die Vereine zu Konzernen.

Nachlizenzierungsverfahren lückenhaft

Das Nachlizenzierungsverfahren wird seit Jahren stark kritisiert. Es ist weder transparent noch liefert es einen Aufschluss über die finanzielle Situation der Vereine. So sind zum Beispiel die Vorlage von Liquiditätsplanungen oder Konzernplanrechnungen nicht erforderlich.

Eine Änderung des derzeitigen Systems dürfte aber schwierig werden. Letztlich setzt sich die DFL aus den einzelnen Vereinen zusammen und die sind nicht wirklich an einem transparenten Verfahren interessiert. In den letzten Jahren führte die Uefa auf europäischer Ebene ein verschärftes Lizenzierungsverfahren ein. Damit sollten Schuldenexzesse wie in Spanien oder England künftig im Vorfeld verhindert werden. Dieses ist jedoch insgesamt noch intransparenter als das deutsche Verfahren.

Bei dem DFL Verfahren geht es in der Hauptsache um die Liquidität der Vereine. Im Fokus steht dabei, ob genügend Geld in der Kasse ist, um die Spieler bezahlen zu können. In welcher Form die Clubs aber verschuldet und wie nah sie der Zahlungsunfähigkeit sind, ist aus diesen Unterlagen nicht zu entnehmen. Auf der anderen Seite legen die Vereine viel Wert darauf, die Strukturen durch komplexe Verflechtungen weiter zu verwirren. Der FC-Bayern oder auch Schalke 04 setzen, ganz wie richtige Wirtschaftsunternehmen, auf ein großes Konzerngeflecht mit unzähligen Tochtergesellschaften und eine hohen Anzahl von Gesellschaften. Der Vorteil: Die Vereine können die Schulden einfach hin- und her schieben. Es gleicht alles einem Spiel, wie auf dem Spielfeld. Die DFL prüft nicht die Tochterunternehmen! Ein Konzernabschluss wird nicht erstellt.

Immer öfters Vereinsinsolvenzen

Das Gefahr einer Vereinspleite  ist vor allem in den oberen fünf Ligen besonders groß. Von 1998 bis heute haben 110 deutsche Vereine einen Insolvenzantrag gestellt. Nun in der ersten und zweiten Bundesliga blieben die Clubs von Insolvenzen verschont, die Schulden konnten leichter in einer komplexen Konzernstruktur hin- und hergeschoben werden. Die Kreditgeber waren eher bereit in diesen Ligen auch riskante Darlehen zu erteilen. Unter dem Schutz der DFL gibt es Rettungsschirme, womit unter der Hand Notstände kurzfristig beseitigt werden. Eine Art Sicherungsfonds (etwa 10 Millionen Euro).

In den anderen Ligen verschwanden die Clubs kurzzeitig im Rahmen einer Insolvenz, kamen dann aber unter einem anderen Namen wieder hervor. Ganz so, wie in bei normalen Wirtschaftsunternehmen. Die Fußballvereine haben längst dazu gelernt und nutzen die intransparenten Geflechte, um sich vor Nachfragen und bei finanziellen Problemen besser schützen zu können. Der Gesetzgeber hat es bisher versäumt, trotz der zunehmenden Kritik, die Gesetze anzupassen.

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